Der Meierhof des Chorherrenstifts Grossmünster
Im Mittelalter war ein Teil des Höngger Kulturlandes im Besitz mehrerer Klöster. Das Grossmünster-Stift besass wohl seit seiner Gründung um 800 Land in Höngg. Zu dessen Verwaltung und zum Einzug der Abgaben amtete bis 1688 vor Ort ein Meier mit Amtssitz im „Meierhof“ (ältester Nachweis um 1250). Dieser leitete von Amtes wegen auch die Gerichtssitzungen des „Maiengerichts“ (belegt 1318-1665) und des Wochengerichts (belegt 1436-1665) mit vier weiteren Richtern aus dem Dorf. Diese Gerichte behandelten alle lokalen Streitfälle. Beide Gerichte werden in den Quellen 1665 letztmals erwähnt und sind offenbar kurz darauf verschwunden. Später richteten bis zur Französischen Revolution 1798 die Obervögte aus der Stadt im benachbarten Gesellenhaus der Gemeinde.
Der Höngger Meierhof wurde 1521 – vermutlich am selben Ort wie der Vorgängerbau – am damaligen Dorfrand neu gebaut. Teile des Riegelwerks mit Fusshölzern als Zeugen dieser Bauphase sind an der strassenseitigen Fassade noch heute zu sehen. Der heutige Baukubus entstand 1661.
1561 wurde dem Bau ein separates Trottgebäude für die als Zehnten abgelieferten Trauben angefügt, im welchem vom Grossmünsterstift noch bis zur Zehnten-Ablösung 1833 gekeltert wurde.
Die frühere Grossmünster-Trotte gehörte ab 1853 zum hinteren Meierhof (rotes Riegelhaus; Privathaus erbaut um 1750), wo sich vermutlich im Anbau am Weingartenweg noch Reste bis heute erhalten haben.
1688 verkaufte das Grossmünsterstift den Hof an den letzten Meier, in dessen Familie er bis 1866 verblieb.
1877 wurde die Scheune zum Wohnungstrakt umgebaut.
1943 ging das Haus an die Stadt Zürich über, welche es 1984-1985 umfassend renovierte. Das noch vorhandene Riegelwerk im 2. Obergeschoss – dasjenige im ersten Obergeschoss war schon früher durch Mauerwerk ersetzt worden – wurde wieder sichtbar gemacht und rot bemalt. Das Giebeldreieck gegen die Strasse wurde verbrettert sowie im ebenerdigen Keller-Geschoss längs der Strasse eine Arkade eingebaut.